Stabhochsprung in Sachsen hat eine lange Tradition. Schon 1908 gab es mit Ludwig Schulze vom VfB Leipzig den ersten 3-Meter-Springer. Günter Malcher von Empor Leipzig war 1954 der erste Springer über 4 Meter in Sachsen und Manfred Preußger, SC DHfK Leipzig, der erste 5-Meter-Mann am 21.06.1964. Der Landesrekord liegt seit dem 31.05.1980 bei 5,50 m, aufgestellt durch Dieter Sickert vom Dresdner SC Einheit. Namen wie Karl-Heinz Balzer, Manfred Preußger, Joachim Krumpolt, Olaf Kasten stehen für viele DDR-Meistertitel und auch internationale Starts sächsischer Stabhochspringer.
Immerhin war Manfred Preußger einer der wenigen Stabhochspringer, welcher sowohl mit dem „Stahlstab“ als auch mit dem „Katapultstab“ (Glasfaserstab) Weltklasse war und mit 5,15m sogar einmal den Europarekord nach Sachsen holte.
Seit 1990 ist Stabhochsprung leider nur noch eine „Randdisziplin“ in Sachsen. Die Hochburgen beim SC DHfK Leipzig und SC Einheit Dresden von vor der Wende haben keine Trainer mehr und der Landesverband fördert den Stabhochsprung auch nicht mehr bei den Vereinen. Der unsägliche Beschluss des LVS, dass auch der Zehnkampf nicht mehr förderwürdig ist, ließ den Leistungsstand und die Masse an Springern noch mehr sinken. Es sind also nur noch einige Enthusiasten, die sich als Trainer dieser Disziplin stellen.
Dabei ist der Stabhochsprung doch die attraktivste Disziplin der Leichtathletik, aber natürlich auch eine der schwierigsten, kosten-, material- und transportaufwendigsten.
Wenn ein Stabwettkampf im Stadion ist, sind immer Zuschauer in der Springerkurve und staunen über die Akrobaten am Stab.
Warum tun sich Trainer und Sportler das an, den Stabhochsprung immer noch zu betreiben, obwohl des in Sachsen dafür keine Perspektive gibt?
Klar, einige sagen sich: Da kann man recht schnell zu Medaillen in Sachsen kommen. Das sind die, welche aber recht schnell wieder in der „Versenkung“ verschwunden sind. Die ganz Harten, wie die Sportfreunde um Wolfgang Niemann (TSV Kitzscher) und Lutz Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) sehen das anders.
Stabhochsprung ist für uns nicht nur eine Disziplin der LA, sondern UNSERE Disziplin. Wir sind mit Herz und Verstand bei der Sache, trotz oder gerade weil sie so schwierig ist. Stabhochspringer müssen die Schnelligkeit eines Sprinters, die Sprungkraft eines Weitspringers, die Beweglichkeit und Koordination eines Turners, den Mut eines Wasserspringers, die Kraft eines Werfers und die Ausdauer eines Triathleten haben. Ich bin Stabhochspringer - wer ist mehr? Außerdem gehört auch eine gewisse Portion Verrücktheit dazu, sich nach einem „Stabbruch“ oder einem „Abflug“ neben die Anlage wieder an den Ablauf zu stellen und das Erlebnis zu haben: „Schwerkraft - nein danke“.
Hier kann man nicht einfach mal so vorbeikommen und von sich behaupten, dass man die Disziplin beherrscht, das braucht Jahre, und jeder neue Stab muss neu erarbeitet werden.
Manches Mal wünscht sich auch ein Stabhochspringer, lieber Läufer zu sein und nur seine Laufschuhe mit zu nehmen, denn wenn ein Stabi an den Start geht, beginnt der WK schon lange vorher. Welches Wetter könnte sein, muss ich auf Wind oder Regen achten, wird es warm oder kalt? All das ist bei der Auswahl der Stäbe wichtig. Also 2 bis 3 Stück sollte man schon dabei haben. Wie bekomme ich die „Knüppel“ zum Wettkampfort? Heutzutage ist das mit den Autos relativ leicht, falls da ein Gepäckträger vorhanden ist. Mit dem Zug oder Bus dagegen ist das heute eine Unmöglichkeit und auch mit dem Flugzeug gibt es viele Probleme, ganz zu schweigen von den Kosten.
Die Kosten, ja die sind ein Thema für sich. So ein kleiner Stab ist für 200 bis 300 € zu haben, soll es was für gute Leute sein, muss schon mit bis zu 1000 € gerechnet werden. Und nun sollte jeder Sportler mehrere Stäbe zur Auswahl haben. Junge Athleten, die sich ja noch sehr entwickeln, können im Jahr mehrere Längen und Härtegrade überspringen und benötigen immer neues „Material“. Die kleinen Vereine scheuen oft die Kosten und lassen den Stabhochsprung sein. Die Vereine, die es trotzdem versuchen, müssen größere Geldsummen heranbringen, um die Stäbe zu besorgen. Aufwand, der nicht immer gedankt wird.
Wer aber erst mal richtig „Blut geleckt hat“, bleibt beim Stabhochsprung. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich aus eigener Kraft über 3, 4 oder 5 Meter Höhe zu schwingen, die Latte zu überqueren und schon während des „Fluges“ zu wissen, dass man seine Leistung erreicht hat, die Höhe, den Sieg, den Rekord! Gerade weil es eine schwierige Disziplin, eine aufwendige Sache, eine Disziplin für ganze Athleten ist. Und jetzt gehört man zu der „Elite“.
Stabis sind eine Familie, nicht so groß wie die Läuferfamilie, aber dafür viel enger und freundschaftlicher verbunden. Wenn die Athleten oft über Stunden zusammen im Wettkampf sind, wird nicht nur nebeneinander gehockt, die Springer akzeptieren sich, helfen sich gegenseitig und freuen sich über jeden gelungenen Sprung.
Die Länge des Wettkampfes kann Favoriten stürzen und Außenseiter siegen lassen, denn wer erst nach zwei oder drei Stunden ohne neuen Einsprung bei veränderten Wetterbedingungen zu hoch gepokert hat, ist ganz schnell unter den Verlierern. Aber Pokern muss der Stabi auch können, um Kraft zu sparen oder den Gegner zu beeinflussen. Auch ein super Einsprung kann den Kontrahenten beeinflussen. Der Springer benötigt auch nach Stunden eine sehr hohe Konzentration auf den Punkt (Sprung) genau und muss dann aber gleichzeitig locker sein. Stabhochsprung ist eine sehr emotionale, aber auch eine rationale Disziplin, was für die Besten der Besten!
Statistik 1991-2010 Landesmeisterschaften
1380 Stabhochsprungmedaillen Land Sachsen
177 Athleten haben Landesmeister geholt
317 Athleten haben Medaillen geholt
Die 10 besten Athleten haben 19,93 % der Medaillen erkämpft:
64 Lutz Herrmann
40 Petra Herrmann
34 Bianka Herrmann
31 Matti Herrmann
18 Peter Niemann, Mario Renner, Jana Schulze, Nicole Koch
70 Vereine haben Medaillen erkämpft
55 Vereine haben Landesmeistertitel erreicht
Die 10 besten Vereine haben 66 % der Medaillen erkämpft:
221 SG Vorwärts Frankenberg
164 LG Neiße
100 TSV Kitzscher
100 LAZ Leipzig
Statistik 1991-2010 Deutsche Meisterschaften
18 Vereine haben Punkte bei DM im Stabhochsprung erkämpft (Platz 1-8)
8 Vereine haben Medaillen bei DM im Stabhochsprung erkämpft (Platz 1-3):
SG Vorwärts Frankenberg 32
Sportfreunde Neukieritzsch 7
LG Neiße 2
je 1 Medaille TSG Markkleeberg, SC DHfK Leipzig, SV Lindenau, TSV Kitzscher, LG Dresdner SC
26 Athleten haben Punkte bei DM im Stabhochsprung erkämpft (Platz 1-8)
12 Sportler haben Medaillen bei DM im Stabhochsprung erkämpft (Platz 1-3):
20 Lutz Herrmann
8 Petra Herrmann
7 Steffi Träger
3 Anita Uhlig
Statistik 1991-2010 EM / WM
Zu WM/ EM waren die Seniorenstabhochspringer erfolgreich
9 Medaillen Petra Herrmann
2 Medaillen Unita Uhlig, Steffi Franke, Lutz Herrmann
1 Medaille Heidé Bathow-Wilde